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Sayonara Silvester

8. Dezember 2021

„Gebt mir mein Feuerwerk oder ich bin das Feuerwerk!“, so verkündete ich letztes Jahr vollmundig, als in meiner Heimatstadt Köln empfohlen wurde, statt der verbotenen Raketen und Batterien um null Uhr die Deckenleuchte durch mehrmaliges Ein- und Ausschalten zum Glühen zu bringen.
Sein Fenster sollte man vorab „bunt bekleben, bemalen oder behängen“ und dann „immer mal wieder aufleuchten lassen“. „Das spektakulärste Feuerwerk der Welt“ sollte das werden, so die Stadt. Noch nie in meinem Leben habe ich mir so sehr einen Stromausfall gewünscht, von dem ja auch mancher mutmaßte, er würde von der Gaudi herbeigeführt, wenn nur genug Leute mitmachen.
Es stellte sich heraus: Drei zugekiffte Althippies in Marienburg sind nicht genug. Ansonsten hätten vermutlich auch die hiesigen Anhänger des Islamischen Staates oder von Vergleichbarem diese Art der hybriden Kriegsführung inzwischen für sich entdeckt.
Feuerwerk ist mir tatsächlich einigermaßen wichtig. Silvester ist, noch vor Weihnachten und neuerdings dem Jahrestag von Kyles Freispruch, mein Lieblingsfest im ganzen Jahr. Als Kind habe ich am Tag danach immer die verschossenen Raketenhülsen in der Umgegend gesammelt, in der Hoffnung, daraus durch irgendein Wunder wieder eine funktionierende Rakete herstellen zu können. In der Jugend fand ich dieses Wunder dann, es nannte sich Kaliumnitrat und war damals noch als Pökelsalz und Dünger frei erhältlich.
Heutzutage würde wahrscheinlich das SEK mein Elternhaus stürmen, würde irgendjemand von den darauffolgenden Experimenten mit Schwarzpulver, Flashpulver und Rauchbomben Wind bekommen. Damals war man noch etwas laissez-fairer eingestellt.
Pyrotechnik, insbesondere Höhenfeuerwerk wie Raketen, Zylinder- und Kugelbomben, hat den jungen Shlomo so fasziniert, dass ein hartnäckiger Berufswunsch von mir der des Pyrotechnikers war. Rückwirkend betrachtet eine gute Entscheidung, mich stattdessen auf den Hass zu konzentrieren, welcher sich als deutlich zukunftsträchtigerer Karriereweg herausstellte. Zu hassen gibt es jeden Tag mehr, in die Luft Sprengbares von Jahr zu Jahr weniger.
So steht nun, im zweiten Jahr in Folge, in dem wir zur Feier des Jahreswechsels von der Regierung an die Lichtschalter geschickt werden, der ehemalige deutsche Feuerwerksriese Weco nach 323 Jahren vor dem Aus. Weco ist gewissermaßen ein Stück deutsche Pyrotechnik-Geschichte, sie waren es, die das Konzept von Mini-Kugelbomben, im Gegensatz zu aufbaulosen Schütt-Raketen, als erste großflächig an die Discounter-Feuerwerkstheken gebracht haben. Fast alle anderen großen Raketenhersteller zogen nach. Um ein richtiges Bukett, also eine Art Funkenkomposition anstatt nur ein paar vom Wind verteilter Funken am Himmel zu bekommen, musste man bis dato auf den Fachhandel zurückgreifen und deutlich teurere Raketen wie die von Zink oder Funke kaufen oder im Baumarkt nach „Stars of Trinidad“ von Keller Feuerwerk suchen. Junge, die Erinnerungen. „Stars of Trinidad“ war der Shit. Gibt es leider auch nicht mehr.
Genug Feuerwerksgeschichte, die wenigen Prozent der Leser, die das interessieren dürfte, sollten auf ihre Kosten gekommen sein. Was sagt uns das alles politisch? Nun ja, dass ich, woran man mittlerweile ja langsam gewöhnt sein sollte, mal wieder recht hatte. Ich habe letztes Jahr schon prophezeit: Silvester werden wir nie wiedersehen. Zumindest nicht bis zu einem fundamentalen Wandel der Gesellschaft.
Denn so läuft das halt mit diesen verseuchten Blinddärmen der Gesellschaft, als welche wir ganze Bevölkerungsgruppen offenbar neuerdings ohne jeden bedenklichen Beigeschmack darstellen können, so hat uns Sarah Bosetti ja unlängst im ZDF gelehrt. Haben sie einmal einen Fuß in der Tür, war es das, egal unter welchem vorgeschobenen Grund sie den da reinbekommen haben. Silvester war den politischen Krankheitserregern schon seit Ewigkeiten ein Dorn im Auge, und jetzt, wo man eine schöne Ausrede hatte, alles Mögliche zu verbieten, haben sie halt zugeschlagen.
Nun, unter der Ampel, wo ja ohnehin noch tausendundein Klimaverbot dazukommen wird, dürfte es damit um Silvester geschehen sein. Selbst wenn Corona in den nächsten Jahren irgendwie aufhören sollte, so ein dominantes Thema zu sein; „wir haben doch jetzt mehrere Jahre lang gesehen, dass es auch ohne geht“, das werden wir zu hören bekommen, und dann halt einen der anderen 30 Gründe, aus denen Linke Silvester hassen. Dieser eiternde Wurmfortsatz, die entzündete Journo-Clique im Unterbauch der Gesellschaft, muss herausgeschnitten werden, bevor sie den Organismus endgültig zugrunde richten kann.
Hm, das klingt jetzt schon etwas hart. Stellt euch mich einfach mit blonder Perücke und dahergesäuselter Süßes-kleines-Mädchen-Stimme vor, wie ich das sage. Passt. Satire darf das.

Shlomo Finkelstein

Shlomo Finkelstein wollte immer schon irgendwas mit Hass machen. Seit 2015 erstellt er als "Die vulgäre Analyse" Videos, und seit 2019 zusammen mit Idiotenwatch den Podcast "Honigwabe".

Belltower News schreibt über ihn: "Da er vorgibt, sein Hass sei rational begründet, sind besonders junge Menschen der Gefahr ausgesetzt, die Thesen für bare Münze zu nehmen und sich so zu radikalisieren."


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